Emotionen sind kleine Lebensretter
- psychergotherapie
- 19. März 2024
- 2 Min. Lesezeit

Wenn es um das Thema Emotionen geht, sagt mein Klientel oft, dass sie gerne immer glücklich wären oder lernen wollen, unangenehme Emotionen sofort zu unterdrücken.
Wenn wir uns vorstellen, wie viel Energie es unseren Körper kostet Emotionen zu haben, müssen diese einen Sinn haben. Anderseits wären sie sonst schon längst im Laufe der Evolution verschwunden.
Tatsächlich sind Emotionen unsere täglichen Lebensretter. Angenehme Emotionen zeigen uns an, dass wir etwas erleben, dass unsere Bedürfnisse deckt oder das Belohnungszentrum aktiviert. Wenn wir jedoch eine unangenehme Emotion spüren, dann ist das wie die Kontrolllampe im Auto: Irgendein Bedürfnis braucht jetzt unsere Zuwendung.
Dies gilt für alle primären Emotionen. Die sekundären Emotionen, die eine primäre Emotion nur verdecken & die primär-maladaptiven Emotionen, die einfach ausgedrückt die "Trauma Emotionen" sind, werden separat betrachtet.

Die Angst möchte uns zeigen, dass unsere Sicherheit gefährdet ist. Dies können Reize auslösen, die für uns alle lebensgefährlich sind, wie z.B. ein Löwe. Im Laufe unseres Lebens, können auch andere Reize durch die klassische Konditionierung angstauslösend werden, wie z.B. die Angst vor Hühner, nachdem man einmal von einem Huhn angegriffen wurde. Viele der Ängste, die uns in der Ergotherapie begegnen, scheinen keine offensichtliche Ursache zu haben. Da lohnt sich oft der Blick darauf, welche Faktoren die Sicherheit bedrohen und welche Faktoren stattdessen die Sicherheit aufrecht erhalten können. So erlebe ich es oft im Behandlungsalltag, dass Menschen, die in Armut aufgewachsen sind, Ängste erleben, wenn z.B. Lebensmittelpreise steigen.

Die Wut ist eine der wichtigsten Emotionen, denn sie zeigt uns, dass Grenzen überschritten wurden oder grundlegende Bedürfnisse verletzt wurden. Ein einfaches Beispiel dafür ist das Phänomen von "Hangry" sein: Also wütend zu sein, weil man hungrig ist. Generell ist die Wut ein sehr komplexes Thema, mit vielen Facetten, das man sich definitiv nochmal detailliertes anschauen muss.

Wenn wir trauern, dann weil wir etwas wichtiges verlieren oder bereits verloren haben und endet erst dann, wenn wir diesen Verlust akzeptieren und loslassen konnten. Es gibt die Theorie, dass die Trauer eine soziale Emotion ist und das diese ein Signal an die anderen Mitglieder der Gemeinschaft ist, dass man Hilfe und Trost benötigt.
Schuldgefühle treten meist dann auf, wenn wir mit unserem eigenen Handeln eine gesellschaftliche Norm verletzt haben und dadurch negative Konsequenzen für andere erleiden. Besonders im Bereich der Traumafolgestörungen sind Schuldgefühle ein großes Thema mit hohem Leidensdruck.

Scham möchte vor dem gesellschaftlichen Ausschluss schützen und wird in Situationen wahrgenommen, bei der ein Ausschluss aus der Gruppe droht. Auch hier kann durch die Schamgefühle ein erhöhter Leidensdruck bei den Traumafolgestörungen entstehen.
Der Umgang mit Emotionen in der Ergotherapie ist fundamental wichtig. Denn wie bereits im MOHO (Model of Human Occupation) beschrieben wurde, braucht es das Empfinden von angenehmen Emotionen, um die Motivation für eine Betätigung zu entwickeln.
Wenn wir in der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen es schaffen, Emotionen als hilfreiche Botschaften zu refraimen und die Nachricht entschlüsseln, die uns unser Körper senden möchte, können wir den Fokus auf eine Betätigung legen, die diese Botschaft erfüllt.
Weiterführende Literatur findet sich hier:
Emotionen und Affekte in der Psychotherapie bei Amazon oder der lokalen Buchhandlung
Das große Buch der Gefühle bei Amazon oder der lokalen Buchhandlung
Umgang mit Gefühlen in der psychiatrischen Arbeit (Praxiswissen) bei Amazon oder der lokalen Buchhandlung
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